Volker Wieland im Interview: "Die Machtfülle der EZB ist zu groß" ("Profil")

Die Etablierung einer einheitlichen Bankenaufsicht bei der Europäischen Zentralbank (EZB) war nach Auffassung von Prof. Volker Wieland nur ein erster Schritt. Wie die Bankenaufsicht verändert werden sollte, erklärt er in der August-Ausgabe von "Profil - das bayerische Genossenschaftsblatt".

"Eine Zentralbank muss ihre Aufgaben und Pflichten ohne Einflussnahme der Politik ausüben können. Eine Aufsichtsbehörde sollte dagegen der Kontrolle durch hinreichend demokratisch legitimierte Instanzen unterliegen", sagte Wieland im Interview. Die Machtfülle, die sich mittlerweile bei der EZB angehäuft habe, sei zu groß.

Nach Einschätzung von Wieland unterbindet eine europäische Aufsicht zwar den staatlichen Einfluss und das Lobbying auf die Bankenaufsicht. "Sie muss allerdings noch um eine Entprivilegierung öffentlicher Schulden ergänzt werden, um den Risikoverbund zwischen Staaten und Banken zu durchbrechen." Eine eigenständige Behörde könnte zudem zur Allfinanzaufsicht ausgebaut werden, die auf europäischer Ebene neben Banken auch Versicherungen und Finanzmärkte überwacht.

Die Niedrigzinsphase bringt Wieland zufolge hohe Risiken für die Finanzstabilität mit sich. Die Geldpolitik der EZB sei viel zu expansiv. "Die EZB ist übers Ziel hinausgeschossen. Statt die Geldpolitik mit neuen Maßnahmen immer weiter zu lockern, sollte die EZB die laufenden Kaufprogramme eher früher beenden", sagte Wieland.

Profil - das bayerische Genossenschaftsblatt: Volker Wieland: "Die Machtfülle der EZB ist zu groß"