Volker Wieland sieht in Gleichgewichtszinsen Argumente für straffere Geldpolitik (VoxEU)

Die dauerhaft niedrigen Zinsen im Euroraum ergeben sich EZB-Präsident Draghi zufolge auch durch niedrigere Gleichgewichtszinsen. Dass eine konsistente Berücksichtigung der Gleichgewichtszinsen stattdessen eine Straffung der Geldpolitik im Euroraum signalisiert, zeigen Volker Wieland und Henrike Michaelis, Sachverständigenrat, in einem Aufsatz auf der Ökonomenplattform VoxEU.

Michaelis und Wieland weisen auf die Risiken hin, die mit der Verwendung des Gleichgewichtszinses als Schlüsselfaktor in der Geldpolitik verbunden sind. Sie argumentieren, dass die Gleichgewichtszinsen mit erheblicher Unsicherheit behaftet und abhängig von zugrundeliegenden Annahmen seien. Sollten sie trotzdem eingesetzt werden, ergibt sich laut der Analyse der beiden Autoren aus der konsistenten Anwendung in Verbindung mit der entsprechenden Produktionslücke eine Straffung der Geldpolitik.

Demnach müssten die Zinsen im Euroraum seit Ende 2014 höher liegen als der tatsächliche Zinssatz für Hauptrefinanzierungsgeschäfte. Angesichts des aktuellen geldpolitischen Kurses kommen Michaelis und Wieland zu dem Schluss, dass die Geldpolitik der EZB deutlich expansiver ist der Leizins, der sich aus der Taylor-Regel ergibt, wenn die Inflation im Euroraum, die Produktionslücke und ein niedriger mittelfristiger Gleichgewichtszins berücksichtigt werden.

Henrike Michaelis und Volker Wieland
Vox EU
"R-Star and the Draghi rules"

 

s. auch:
Henrike Michaelis und Volker Wieland
"R-Star and the Yellen rules"
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