Volker Wieland im Interview: "Geldpolitik braucht eine stärkere Regelorientierung" ("Börsen-Zeitung")

Ein Umdenken in den Zentralbanken hat Volker Wieland im Interview mit der "Börsen-Zeitung" gefordert. Seiner Einschätzung nach waren die niedrigen Zinsen in den Vereinigten Staaten vor der Finanzkrise neben der laxen Finanzmarktregulierung Treiber für die Subprime-Immobilienboom, der die Krise auslöste. Die Beachtung von Zinsregeln wie der Taylor-Regel wäre hilfreich gewesen, ist Wieland überzeugt. "Notenbanken sollten sich deshalb mehr an solchen Regeln orientieren, statt stets diskretionär zu handeln", sagte Wieland.

Dabei wäre es nach Wielands Ansicht wichtig, die richtigen Schlüsse aus der Entwicklung zur Finanzkrise zu ziehen und die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen. "Die Notenbanker der Fed sollten vor allem aufhören, darauf zu harren, vor der Krise alles richtig gemacht zu haben", warnt Wieland. Die Geldpolitik habe in der Krise extrem stark reagiert. "Inzwischen beharren Fed, EZB und Co. jedoch viel zu lang auf ihrer lockeren Geldpolitik und den hohen Notenbankbilanzen", urteilt Wieland.

Die Taylor-Regel gibt an, wie der Leitzins für einzelne Länder optimal gesetzt würde. Demnach soll eine Zentralbank den Zinssatz ändern, wenn die Inflationsrate von der Zielinflationsrate abweicht (Inflationslücke) oder wenn das Bruttoinlandsprodukt vom potenziellen Bruttoinlandsprodukt abweicht (Output-Lücke). Mit einer stärkeren Regelorientierung in der Geldpolitik wäre Wieland zufolge "viel gewonnen". 

Börsen-Zeitung: Volker Wieland im Interview: "Geldpolitik braucht eine stärkere Regelorientierung"
Börsen-Zeitung: "Wirtschaftsweiser fordert andere Geldpolitik"