Volker Wieland und Sachverständigenrat fordern EZB zur Exit-Debatte auf

Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung hat die Europäische Zentralbank (EZB) aufgefordert, die Beendigung der Anleihekäufe so bald wie möglich einzuleiten.

Bei der Vorstellung der Konjunkturprognose im House of Finance in Frankfurt zeigten sich die Ratsmitglieder überzeugt, dass sich der Aufschwung der deutschen Wirtschaft weiter fortsetzt. Für das laufende Jahr geht der Sachverständigenrat nun von einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 1,7 Prozent aus, für 2018 um 1,6 Prozent.

Die aktuelle Geldpolitik birgt aus der Sicht des Rats Risiken für die Finanzstabilität. „Die EZB sollte bis zum Sommer eine Beendigung der Anleihekäufe ankündigen und bis zum Jahresende das Anleihekaufprogramm beenden“, sagte Prof. Volker Wieland. Seiner Einschätzung nach hätten Inflationsentwicklung und Wachstumsraten im Euroraum der EZB bereits im November signalisiert, dass die Geldpolitik nicht mehr angemessen sei. Diese Entwicklung habe sich weiter verstärkt: „Die makroökonomische Einschätzung macht es notwendig, die Geldpolitik zu straffen“. Dabei sei es falsch, zuerst an der Zinsschraube zu drehen, sagte Wieland weiter. Dies wirke in jedem Fall bremsend auf die konjunkturelle Entwicklung. „Das Anleihekaufprogramm sendet die falschen Signale und sollte lieber früher als später beendet werden.“

Die aktuellen Vorwürfe aus den Vereinigten Staaten wegen des Leistungsbilanzüberschusses in Deutschland sind nach Ansicht der Mehrheit der Ratsmitglieder nicht gerechtfertigt und weisen nicht auf ein makroökonomisches Ungleichgewicht hin. Das Defizit in den Vereinigten Staaten bestehe dauerhaft seit 1983, stellte Wieland klar. „Während der vergangenen Jahrzehnte haben lediglich die Partner gewechselt, denen gegenüber das Defizit bestand“, stellte Wieland klar. In den 1980er Jahren habe es darüber Diskussionen mit Japan gegeben, dann mit China und nun mit Deutschland.

Zu den Mitgliedern des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung gehören Christoph M. Schmidt (Vorsitzender), Peter Bofinger, Lars P. Feld, Isabel Schnabel und Volker Wieland.

 

Die Konjunktur-Prognose in den Medien:

Volker Wieland im Interview mit n-tv: Deutsche Wirtschaft hält Kurs
Börsen-Zeitung: "EZB zur Exit-Debatte aufgefordert"
Deutschlandfunk: "Wirtschaftsweise heben Prognose für 2017 an"
Frankfurter Neue Presse: "Droht Europa ein ungeordneter Brexit?"