"Eine Kreditpumpe für die Realwirtschaft" - Blog-Beitrag von Volker Wieland

Im Blog "Markt-Ruf" der Stiftung Marktwirtschaft beschreibt Prof. Volker Wieland die Maßnahmen der EZB als Kreditpumpe für die Realwirtschaft inklusive Blasenbremse, Fiskalhemmung und eingebauter Forward Guidance.

Die Geldpolitik sei  ein zu grobes Instrument, um die Stabilität der Finanzwelt zu sichern.  State of the Art sei dagegen  nur die makroprudentielle Politik,  oder „macro-pru“, wie der Kenner sagt. So oder ähnlich ist es zumindest in den diversen Fachzirkeln zu hören.

Neue Entscheidungsgremien stünden bereit. Mit flexibel handhabbaren Eigenkapitalanforderungen, zielgenauen Beleihungs- und Verschuldungsgrenzen, Gebühren und  Steuern nicht zu vergessen, würden sie den animalischen Finanzmärkten bedarfsgerecht Futter geben oder den Hahn zu drehen.

Aber während Team Macro-Pru sich noch in der Aufwärmzone tummelt, haben die Geldpolitiker von der EZB vergangenen Donnerstag schon geliefert. Wieder einmal hat Mario Draghi die eigentliche Überraschung in der Pressekonferenz ausgepackt. Während die meisten Zuhörer gedanklich noch bei dem seit Wochen erwarteten negativen Einlagezins verweilten, also der Gebühr von zehn Basispunkten für die Nutzung der EZB-Einlagefazilität, breitete Draghi bereits die neu kombinierte makroprudentielle Geldpolitik aus.

TLTRO, „targeted long-term refinancing operations”, heißt das Produkt. Der offizielle deutsche Kürzel ist auch nicht zungenfreundlicher: GLRGs - gezielte längerfristige Refinanzierungsgeschäfte. Flapsig ausgedrückt könnte man sagen eine Art Kreditpumpe für die Realwirtschaft mit eingebauter Blasenbremse, Fiskalhemmung und „Forward Guidance“. Auch wenn dies manchem zu wenig martialisch klinge sollte.

Das Angebot ist: vier Jahre Geld. Zum ersten Mal im September. Echt günstig.  Nur zehn Basispunkte über dem geltenden Zinssatz für Hauptrefinanzierungsgeschäfte. Also voraussichtlich 0,25 Prozent fest von September 2014 bis September 2018. Auch eine Art der „Forward Guidance“.   

Das Volumen ist begrenzt auf sieben Prozent der am 30.04.2014 ausstehenden Kredite an Haushalte und private Unternehmen. Wohnungsbaukredite zählen nicht und der Staat ist außen vor. Die EZB schätzt das mögliche Volumen auf 400 Milliarden Euro. Immerhin etwas über vier Prozent des Bruttoinlandsprodukts von Euroland.  Wer es im September nicht voll ausschöpft, darf im Dezember noch mal ran. Bis Juni 2016 sind weitere vierteljährliche Nachschläge möglich. Dabei steht dann das Dreifache der bis dahin zielgemäß vergebenen Neukredite (relativ zu einem Referenzwert) zur Disposition.

Man kann der EZB nun wirklich nicht mangelnde intellektuelle Kreativität vorwerfen. Zudem kann sie von sich behaupten, auf die Kritiker einzugehen, die vor einem übertriebenen Immobilienboom oder exzessiver staatlicher Schuldenwirtschaft warnen. Diese Maßnahme bleibt auch nicht ohne Wirkung. Schließlich kommt die Liquidität zu sehr günstigen Konditionen und ohne Zinsänderungsrisiko. Manche schwächelnde Bank dürfte Letzteres besonders schätzen.  

Also der perfekte geldpolitische Stimulus zur rechten Zeit am rechten Ort?

Den vollständigen Blog-Beitrag lesen Sie auf: "Markt-Ruf".