Volker Wieland erhält Preis des Monetären Workshops

Für seine Forschungsarbeiten zur monetären Ökonomie geht der diesjährige Preis des Monetären Workshops an Prof. Volker Wieland. Die Ökonomenvereinigung würdigt damit vor allem die geldtheoretischen Leistungen des Geschäftsführenden Direktors des Institute for Monetary and Financial Stability (IMFS) an der Goethe-Universität zu Themen wie der angemessenen Zinspolitik von Notenbanken sowie seine quantitativen Forschungsarbeiten im Bereich der makroökonomischen Stabilisierungspolitik. Wieland folgt damit auf frühere Preisträger wie Jean-Claude Trichet, Markus Brunnermeier und Isabel Schnabel.

„Professor Wieland ist einer der brillantesten Köpfe der monetären Makroökonomik“, sagte Bert Rürup als Vorsitzender der Auswahlkommission auf dem Frühjahrstreffen des Kreises Anfang Mai in Frankfurt. Wieland vertrete dabei dezidiert kritische Positionen zur Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Zudem befürworte er eine Stabilisierungspolitik, die vor allem eine Begrenzung der Staatsausgaben vorsehe. „Damit stellt er sich nicht selten in Gegensatz zu den Auffassungen vor allem in der angelsächsischen Welt, die derzeit eine eher noch expansivere Geld- und Fiskalpolitik propagieren“, begründete Rürup die Entscheidung der Kommission.

Wieland könne nachvollziehbar erklären, warum und unter welchen Bedingungen auch in Wirtschaftskrisen gespart werden müsse und warum der natürliche Zins, eine unbeobachtbare Größe, im langfristigen Gleichgewicht trotz temporärer negativer Leitzinsen der Zentralbanken nicht auf Dauer negativ ausfalle. Darüber hinaus sei er auch in der praktischen Wirtschaftspolitik und -beratung tätig.

Prof. Volker Wieland hat seit 2012 die Stiftungsprofessur für monetäre Ökonomie an der Goethe-Universität inne und ist seit 2013 Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Zudem ist er Research Fellow am Center for Economic Policy Research (CEPR) in London, Mitglied im Kronberger Kreis sowie im Wissenschaftlichen Beirat des Bundesministeriums für Finanzen. Wieland hat bereits eine Reihe von Institutionen beraten, darunter die EZB, die Europäische Kommission, die amerikanische Notenbank Federal Reserve Board und die finnische Notenbank. 1995 verlieh ihm die Stanford University den Titel Ph.D. in Economics. Bevor er im November 2000 nach Frankfurt kam, arbeitete Wieland als Senior Economist am Board of Governors des Federal Reserve Systems in Washington, DC.

Seine Forschungsergebnisse wurden in führenden wissenschaftlichen Publikationen veröffentlicht, unter anderem im American Economic Review, im Journal of Monetary Economics und im Journal of the European Economic Association. Wielands herausragendes aktuelles Forschungsprojekt ist der Aufbau eines öffentlichen Archivs makroökonomischer Modelle für vergleichende Zwecke: die Macroeconomic Model Data Base (www.macromodelbase.com). In die von Wieland und seinem Team entwickelte Datenbank mit derzeit 128 Modellen können Forscher Formeln einspeisen und die Berechnungen anderer Wissenschaftler nachvollziehen. In einer gemeinsamen Forschungsinitiative mit dem Hoover-Institut der Universität Stanford, der Macroeconomic Modeling and Comparison Initiative (MMCI), baut das Team die Datenbank kontinuierlich aus. Gefördert wird das Projekt von der Sloan-Stiftung.

Der Monetäre Workshop ist ein Kreis von Ökonomen, die in Unternehmen, Banken, Notenbanken, Ministerien, Universitäten, Verbänden und internationalen Organisationen tätig sind. Der vor 30 Jahren gegründete Workshop kommt zweimal jährlich zusammen, um aktuelle geldpolitische und geldtheoretische Fragen zu diskutieren. Beim diesjährigen Frühjahrtreffen stand das Thema „Digitalisierung der Ökonomie – Herausforderungen für Geschäfts- und Zentralbanken“ im Mittelpunkt. .Vorsitzender ist derzeit Joachim Nagel, Vorstandsmitglied der KfW-Bankengruppe und ehemaliges Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank. Seit 2013 verleiht der Monetäre Workshop jährlich einen Preis für herausragende wissenschaftliche oder praktische Leistungen im monetären Bereich. Die erste Auszeichnung ging an Otmar Issing, den ehemaligen Chefvolkswirt der EZB.