Volker Wieland sieht Negativzinsen als vorübergehendes Phänomen (SWR)

Vor der nächsten Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am 12. September rechnet Prof. Volker Wieland mit einer weiteren Senkung des Einlagezinses für Banken. Langfristige Negativzinsen auf Staatsanleihen, wie momentan zu beobachten, seien zwar eine ungewöhnlich, sagte er im Interview mit dem SWR. Aus seiner Sicht ist dies jedoch kein Zeichen, dass der Zins für die nächsten zehn Jahre bei Null bleibt.

Wieland zufolge müssen Bankkunden nicht zwangsläufig damit rechnen, dass Banken verstärkt Gebühren auf Einlagen verlangen. Es sei für Banken nicht einfach, die Negativzinsen in Form von Gebühren an die Kunden weiterzureichen. "Der Negativzins verschreckt Kunden".

Seiner Einschätzung nach wird die Niedrigzinsphase zwar noch eine Weile anhalten. "Doch irgendwann geht der Zins wieder hoch". Angesichts der schwachen wirtschaftlichen Entwicklung im Euroraum sei eine lockere Geldpolitik in den Jahren 2014/15 angebracht gewesen. Wieland zufolge waren die Maßnahmen zur Stimulierung der Wirtschaft jedoch überzogen. Vor allem in den beiden vergangenen Jahren hätte die EZB den Kauf von Staatsanleihen früher beenden und den Zins leicht anheben können, sagte Wieland. Grundsätzlich sei eine lockere Geldpolitik berechtigt gewesen. "Es ist jedoch eine Frage der Dosis", mahnte er.

 

SWR2 - Geld, Markt, Meinung: "Minusgeschäft Sparen: Jetzt drohen jedem Negativzinsen"
(Interview mit Volker Wieland: 05:40 min. - 11:45 min.)