Volker Wieland warnt, Inflationsrisiken kleinzureden ("Handelsblatt")

Prof. Volker Wieland warnt angesichts des Anstiegs der jährlichen Inflationsrate in Deutschland im Mai um 2,5 Prozent im Gespräch mit dem "Handelsblatt" davor, Inflationsrisiken zu verniedlichen. Eine äußerst expansive Geldpolitik führe zu Inflation, wenn nicht gegenläufige Effekte - also inflationsreduzierende oder deflationäre Effekte - überwiegen.

In der Vergangenheit wurden als Gründe für solche gegenläufigen Effekte Globalisierung, Digitalisierung und eine globale Ersparnisschwemme angeführt. Die Globalisierung halte Löhne niedrige und trage zu fallenden Importpreisen bei, sagte Wieland. Onlineangebote führten zu besserer Vergleichbarkeit und technologischer Fortschritt etwa zu Qualitätsverbesserungen bei gleichbleibenden Preisen. Die Ersparnisschwemme soll der Grund für sehr niedrige Gleichgewichtszinsen sein.

"Diese gegenläufigen Effekte sind im Zuge der Corona-Pandemie zumindest teilweise weggefallen, vielleicht fallen sie mittelfristig sogar weitgehend weg. Wenn das passiert, und die Geldpolitik trotzdem weiter so expansiv bleibt, dann führen temporäre Preissteigerungen und akkommodierende Geldpolitik zusammen zu dauerhaft höheren Inflationsraten."

Handelsblatt: "Verbraucherpreise: Höchster Preisanstieg seit zehn Jahren" (€)