Working Paper: Probleme bei Schätzungen des Gleichgewichtszinses für die Geldpolitik

Häufig wird in der Geldpolitik mit Verweis auf die Schätzwerte mittelfristiger Gleichgewichtszinsen argumentiert. Dies ist jedoch keine verlässliche Grundlage für geldpolitische Entscheidungen, wie Professor Volker Wieland und IMFS-Mitarbeiter Robert Beyer in ihrem Working Paper schreiben.

Laurence Summers führte Schätzwerte des  Gleichgewichtszinses mit der Methode von Thomas Laubach und John Williams 2014 als Evidenz für eine säkulare Stagnation an. Fed-Präsidentin Janet Yellen bezog sich in einer Rede im März 2015 zur Rechtfertigung der Nullzinspolitik ebenfalls auf die Gleichgewichtszinsen. Nach Ansicht von Robert Beyer und Volker Wieland ist die Anwendung von Schätzwerten mittelfristiger Gleichgewichtszinsen in der Geldpolitik jedoch sehr problematisch.

In ihrem Working Paper untersuchen die Autoren die Schätzwerte für die Vereinigten Staaten, Deutschland und den Euro-Raum und kommen zu dem Schluss, dass die Schätzungen mit der Laubach-Williams-Methode mit einem sehr hohen Grad an Unsicherheit verbunden und zudem nicht sonderlich robust sind. Schon „relativ kleine Änderungen bei den Annahmen für die ökonometrische Spezifikation oder bei den verwendeten Datenreihen führen zu ökonomisch relevanten Änderungen der Schätzwerte“, so Beyer und Wieland. Denn die Methode von Laubach-Williams versuche, gleich mehrere Variablen zu schätzen. Deshalb sollten aktuelle Schätzwerte nahe Null nicht als Grundlage für wichtige geld- oder fiskalpolitische Weichenstellungen herangezogen werden.

IMFS Working Paper No. 100
Robert C. M. Beyer und Volker Wieland
Schätzung des mittelfristigen Gleichgewichtszinses in den Vereinigten Staaten, Deutschland und dem Euro-Raum mit der Laubach-Williams-Methode

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