Volker Wieland fordert Ausstiegsszenario aus dem wirtschaftlichen Stillstand (NZZ, FAZ, Tagesschau)

In einem Sondergutachten hat der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung die Auswirkungen der Coronakrise analysiert. "Je länger der Stillstand anhält, desto grundsätzlicher werden auch die Veränderungen in der Wirtschaftsstruktur", warnt Wieland. Es sei daher wichtig, ein Ausstiegsszenario vorzubereiten.

Zunächst gehe es darum, das Gesundheitssystem in die Lage zu versetzen, kranke Menschen angemessen zu versorgen und die Ausbreitung des Virus zu begrenzen, heßt es in dem Sondergutachten. Wenn dazu ein Stillstand von fünf Wochen nötig sei, gefolgt von zwei Wochen Erholung, verursache dies einen Einbruch der Wirtschaft im zweiten Quartal, vergleichbar mit der Finanzkrise 2009. Für das ganze Jahr gerechnet würde das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um etwa 2,8 Prozent schrumpfen. Nach Einschätzung des Sachverständigenrats ist dies das Basisszenario, dem er die höchste Wahrscheinlichkeit zumisst.

Beim ersten Risikoszenario mit sieben Wochen Stillstand und drei bis vier Wochen Erholung – einem Kurvenverlauf vergleichbar mit einem ausgeprägtem V – bricht die Wirtschaftsleistung laut Sondergutachten stärker ein. Folge wäre ein Rückgang des BIP von 4,5 Prozent im Jahresdurchschnitt. Aufholeffekte würden jedoch im kommenden Jahr für ein deutliches Wachstum sorgen.

Sollten die Maßnahmen über den Sommer hinaus andauern, was einem Verlauf in Form eines langen U entspräche, rechnet der Sachverständigenrat mit größeren Insolvenzen und Entlassungen. Die große Unsicherheit würde demnach auch weitere Investitionen von Unternehmen ausbremsen und Verbraucher vor Käufen zurückschrecken lassen. Auch in diesem Fall würde das Wachstum 2020 deutlich einbrechen, aber auch im kommenden Jahr würde die Wirtschaft nur sehr verhalten wachsen.

Es sei deshalb wichtig für die Regierung, in solch einer Extremsituation die Kontrolle zu behalten und in Absprache mit Epidemiologen und Virologen eine Ausstiegstrategie zu planen, warnte Wieland in Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" und der "Neuen Zürcher Zeitung". Die jetzt anlaufenden  Überbrückungsmaßnahmen wie Kurzarbeit, Bürgschaften, Kredite, direkte Zahlungen und Steuerstundungen seien sinnvoll. In Krisenzeiten komme es darauf an, schnell zu handeln, sagte er weiter.

FAZ.NET: "Die Spanische Grippe hatte nochmal ganz andere Auswirkungen" (€)
Neue Zürcher Zeitung: "Wir brauchen eine Ausstiegsstrategie"
Spiegel.de: Wirtschaftsweise machen Hoffnung
Tagesschau vom 30.03.2020, 15-Uhr-Sendung
heute-Nachrichten 30.03.2020
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Zum Sondergutachten des Sachverständigenrats (PDF-Übersicht)