Volker Wieland fordert entschiedeneres Handeln der EZB (Augsburger Allgemeine)

Prof. Volker Wieland hat die Europäische Zentralbank (EZB) dazu aufgefordert, dem Anstieg der Inflationsraten entschiedener entgegenzutreten. Dies sei notwendig, auch damit sich die Erwartung weiter steigender Preise nicht verfestige, sagte er im Interview mit der Augsburger Allgemeinen. "Wenn wir davon ausgehen, dass die EZB gar nicht reagiert, dann steigen die Inflationserwartungen mehr, als wenn erwartet wird, dass sie reagiert." Dabei habe sie mit ihrem wichtigsten Instrument, dem Zinssatz, noch nicht reagiert. Ein neues Instrument der EZB ist nach Wielands Einschätzung nicht angebracht.

"Die EZB will sich Möglichkeiten schaffen, weiter in großem Stil, aber dann selektiv, Anleihen von einzelnen Ländern aufzukaufen. Wenn etwa deutsche oder holländische Anleihen auslaufen, wird jetzt schon in italienische oder portugiesische Anleihen reinvestiert. Mit dem neuen Programm sollen dann noch zusätzliche Anleihen gekauft werden können, mit dem Ziel, diese Zinsaufschläge zu begrenzen." Berechnungen mit Lukas Nöh und Veronika Grimm zufolge würden sich bei allen Ländern - unter der Voraussetzung einer konstanten Schuldenquote - trotz der derzeitigen Aufschläge die Zinsausgaben relativ zur Wirtschaftsleistung stabilisieren.

Aus Wielands Sicht ist es richtig, in Deutschland im Jahr 2023 die Schuldenbremse wieder einzuhalten: "Jetzt ist es an der Zeit, Prioritäten zu setzen. Die Unsicherheit ist hoch aufgrund des Krieges und eines möglichen Lieferstopps bei Gas. Inflation und Zinsen sind angestiegen – da muss man auch in Deutschland, nicht nur in Italien, schauen, dass man die Schuldenquote wieder reduzieren kann."

Augsburger Allgemeine: "Geldpolitikexperte warnt: Die EZB muss dem entgegentreten"