Während Marcel Fratzscher in der Diskussion die hohen Inflationsraten für ein temporäres Phänomen hält, verweist Wieland auf einen Anstieg des gesamten Preisniveaus. Es sei mehr als ein kurzfristiger Ausschlag, sagte er, daher müsse die Notenbank reagieren. Die EZB sollte einen Ausstiegsplan aus ihrer Niedrigzinspolitik vorlegen.
Eine fiskalische Dominanz, also die Befürchtung, dass die Geldpolitik letzten Endes von der Fiskalpolitik bestimmt wird, ist Wieland zufolge ein ernstzunehmendes Risiko. "Die Notenbanker müssen dem entgegentreten", forderte er. Es werde nicht leicht, Geld- und Fiskalpolitik wieder zu entflechten. Nach Wielands Einschätzung ist dies jedoch machbar: "Selbst bei hochverschuldeten Ländern sind die Zinsausgaben inzwischen so niedrig, dass eine Normalisierung der Geldpolitik verkraftbar ist."
Die aktuelle Diskussion um die EU-Schuldengrenzen sieht Wieland dabei als Gefahr. "Die Politik muss sich zu stabilen Staatsfinanzen bekennen", mahnt er. Die Regeln seien flexibel genug und eher zu flexibel als zu wenig. An den Schuldengrenzen sollte Wieland zufolge nicht gerüttelt werden. "Ich halte Vorschläge, einfach die Schuldengrenzen für hochverschuldete Länder anzuheben, für falsch. Damit setzen wir eine falsche Dynamik in Gang, die auch den Inflationsdruck weiter erhöht."
Handelsblatt: "Wieland fordert geldpolitische Wende der EZB" (€)