Bei einer Inflationsrate von über 8 Prozent und Prognosen von mehr als 4 Prozent im nächsten Jahr sei die reale Verzinsung am Geldmarkt weiterhin tief negativ. "Die Geldpolitik ist weiterhin sehr expansiv und stützt die gesamtwirtschaftliche Nachfrage." Ob die EZB es schaffe, in diesem Jahr den Notenbankzins zügig anzuheben, so wie es notwendig wäre, bleibe abzuwarten. Mit höheren Zinsen für Geldanlagen auf dem Girokonto sollten Bankkunden nicht rechnen. "Zinsen auf mittel- und längerfristige Kredite sind allerdings zügig gestiegen, nicht zuletzt auch auf Staatsanleihen."
Das neue Anleihekaufprogramm TPI ist Wieland zufolge nicht angebracht. "Dazu müsste erst einmal eine umfassende Analyse vorgelegt werden, die zeigt, dass die Transmission einer Zinserhöhung bis zur Inflationsrate über die Länder hinweg sehr unterschiedlich ist und dies die Transmission auf die Inflationsrate im Euro-Raum insgesamt behindert." Tatsächlich scheine die EZB dem Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM), der von den Mitgliedsstaaten in der Finanzkrise geschaffen wurde, um Rettungsschirme zu finanzieren, die Arbeit abnehmen zu wollen, so Wieland. Seiner Einschätzung nach wäre es viel besser, wenn die Staaten ggf. auf die Finanzierungsmöglichkeiten des ESM zugreifen würden. "Diese Kredite sind mit Auflagen verbunden, die dafür sorgen, dass die Staaten eine nachhaltige Finanzpolitik verfolgen und Reformen, die die Leistungsfähigkeit der Wirtschaft erhöhen, umsetzen." Mit dem sogenannten OMT (Outright Monetary Transactions) verfüge die EZB bereits über ein Programm, mit dem sie bei Vorliegen eines ESM-Programms an den Anleihemärkten unterstützend eingreifen kann.
Die Bank: "Zinsschritt macht keinen nennenswerten Unterschied"