2014
03.12.2014
IMFS Working Lunch
Mirko Wiederholt, Goethe-Universität
"Inflation Expectations, Monetary Policy, and the Zero Lower Bound"
Nach dem drastischen Rückgang des BIP im Jahr 2008 wurde die untere Nullgrenze in den Vereinigten Staaten verbindlich. Infolgedessen begann die US-Notenbank mit Ankündigungen über den künftigen geldpolitischen Kurs, der sogenannten Forward Guidance. In diesem Rahmen spielen die Inflationserwartungen der Haushalte eine entscheidende Rolle. Solange der Nominalzins bei Null liegt, sind die Inflationserwartungen die einzige Variable, die bleibt. In seinem Vortrag beim IMFS Working Lunch erläuterte Mirko Wiederholt, Inhaber des Lehrstuhls für Makroökonomie an der Goethe-Universität Frankfurt, den Zusammenhang zwischen „Inflationserwartungen, Geldpolitik und der Nulluntergrenze“.
Seinem Vortrag zufolge geht der größte Teil der Ausbreitung von Schocks an der Nulluntergrenze auf Bewegungen in den Inflationserwartungen zurück. Geld- und Fiskalpolitik wirken hauptsächlich auf den Konsum, indem sie die Inflationserwartungen verändern. Daher modellierte Wiederholt die Inflationserwartungen so, dass sie mit den Umfragedaten zu den Inflationserwartungen übereinstimmen, wobei die Haushalte heterogene Erwartungen haben und nur träge auf Schocks bei der künftigen Inflation reagieren. Auf der Grundlage der überarbeiteten Theorie kommt Wiederholt zu dem Schluss, dass die Deflationsspirale in schlechten Zeiten langsamer in Gang kommt und der Multiplikator der Staatsausgaben geringer ist. Außerdem ist die Forward Guidance weniger wirksam und kann sogar negative Auswirkungen haben, während Unsicherheitsschocks Auswirkungen erster Ordnung haben können.
18.09.2014
IMFS Working Lunch
Sean J. Griffith, Fordham University
"How to Make a Global Market in Derivative Regulation"
Auch im siebten Jahr nach Beginn der globalen Banken- und Finanzkrise von 2007 arbeiten Regulierung weltweit daran, wie sich Krisen solchen Ausmaßes in Zukunft vermeiden lassen. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei von Regulierung von Derivaten, die durch ihr hohes Risikopotenzial zum Brandbeschleuniger einer neuen Krise werden können. Doch wie sollte die Regulierung von Derivaten aussehen und ist eine weltweit einheitliche Regulierung überhaupt sinnvoll? Diesen Fragen ging Prof. Sean Griffith von der Fordham-Universität in seinem Vortrag am 18. September in der Reihe IMFS Working Lunch nach.
Auf der Grundlage der G20-Beschlüsse von Pittsburgh 2009 sollen alle standardisierten außerbörslich gehandelten Derivateverträge an Börsen oder auf elektronischen Handelsplattformen gehandelt und über einen zentralen Kontrahenten abgerechnet werden. Diese Vorgehensweise stellte Griffith in Frage. Zentrale Clearingstellen entwickelten sich selbst zu Einheiten, die "too big to fail" seien. "Sie verlagen lediglich das Risiko und beseitigen es nicht", warnte Griffith. Doch andere Ansätze könnten wegen der Verpflichtung auf zentralen Clearingstellen nicht weiter verfolgt werden. "Wir sollten auch offen für andere Wege", appellierte der Professor für Wirtschaftsrecht.
23.06.2014
IMFS Working Lunch
Vikrant Vig, IMFS
"The Limits of Model-Based Regulation"
In seinem Vortrag beim IMFS Working Lunch untersuchte Prof. Vikrant Vig die Art und Weise, wie große Banken die Kapitalregulierung nutzen, und zeigte die Gefahr komplexer Anforderungen auf. Anstatt die Finanzstabilität zu verbessern, können modellbasierte Eigenkapitalvorschriften der Finanzstabilität schaden.
Die 45 größten europäischen Banken verfügen über mehr als die Hälfte des Marktanteils. In einem Beitrag mit Markus Behn und Rainer Haselmann untersuchte Prof. Vikrant Vig, wie Großbanken die Einführung der modellbasierten Kapitalregulierung ausnutzen.
Nach den Basel 2-Richtlinien dürfen Banken ihre eigenen geschätzten Risikoparameter für die Berechnung des regulatorischen Kapitals verwenden. Dies gilt jedoch nur, wenn die Banken bei der Schätzung des Kapitals für verschiedene Engagements bestimmte Mindestbedingungen und Offenlegungspflichten erfüllen. Alle großen Banken haben sich für die Einführung des neuen, auf internen Ratings basierenden Ansatzes (IRB-Ansatz) entschieden, anstatt den traditionellen Ansatz beizubehalten. Da die nationalen Aufsichtsbehörden ihnen nur eine schrittweise Umstellung auf diesen Ansatz erlaubten, wurde eine ganze Reihe von Daten erstellt.
Durch die Analyse von Krediten und Bilanzen deutscher Banken zwischen 2004 und 2012 fand Prof. Vig heraus, dass die internen Risikoschätzungen die tatsächlichen Ausfallraten systematisch unterschätzten. Außerdem kam er zu dem Schluss, dass die Banken, die den internen Rating-Ansatz verwendeten, ihre Kreditvergabe nach der Finanzkrise von 2007 erhöhten. „Die 45 Großbanken konnten sich eine komplexe Regulierung leisten und von ihr profitieren“, so Prof. Vig. Ihre Expansion ging auf Kosten der kleineren Banken, die den traditionellen Ansatz anwandten.
„Die modellbasierte Regulierung ist eine Regulierung, die Größe subventioniert“, sagte Prof. Vig und kritisierte den Trend zu immer mehr Anforderungen. Seiner Studie zufolge gehen jedoch nicht nur die großen Banken als Gewinner daraus hervor, sondern auch die Regulierer, die viele neue Arbeitsplätze schaffen und sich ein Imperium aufbauen. Die Leidtragenden der finanziellen Instabilität seien letztlich die Steuerzahler, resümierte er.
12.02.2014
IMFS Working Lunch
Joachim Englisch, Westfälische Wilhelms-Universität Münster
"Finanztransaktionsteuer – völker- und unionsrechtliche Bedenken"