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2012

11.09.2012

Jörg Asmussen, European Central Bank
"Stability Guardians and Crisis Managers: Central Banking in Times of Crisis and Beyond"

Redetext

Aufgrund der turbulenten Zeiten, die die Geldpolitik im Euroraum zu dieser Zeit durchlebte, musste die ursprünglich für den 25. Juni geplante Distinguished Lecture mit Jörg Asmussen, Mitglied des EZB-Direktoriums, verschoben werden. Dem neuen Termin im September gingen dramatische Ereignisse voraus: Am 6. September stellte die EZB ihr neues Anleihekaufprogramm „Outright Monetary Transactions“ (OMT) vor, an dem Jörg Asmussen maßgeblich beteiligt war. Für den Tag nach der Rede hatte das Bundesverfassungsgericht seine Entscheidung über die Eilanträge zum dauerhaften „Euro-Rettungsschirm“ ESM angesetzt, und EU-Kommissar Michel Barnier wollte seine Pläne für eine europäische Bankenaufsichtsbehörde vorstellen.

So war es nicht verwunderlich, dass er in seiner Rede zum Thema „Stabilitätswächter und Krisenbewältiger: Central Banking in Times of Crisis and Beyond“ den Fokus auf die aktuellen Ereignisse legte. Wie aus dem Titel der Rede hervorgeht, forderte er ausdrücklich, dass die EZB die Rolle des Krisenmanagers und Bewahrers der Finanzstabilität übernehmen solle.

Asmussen zufolge stößt die Geldpolitik in Bezug auf Effektivität und Legitimität an ihre Grenzen. Die nationalen Regierungen sollten das neue OMT-Programm der EZB nicht als Ersatz für Strukturreformen und Haushaltskonsolidierung verstehen. Asmussen betonte die strengen Regeln des Programms. Es stehe im Einklang mit dem europäischen Recht, insbesondere mit dem Verbot der monetären Staatsfinanzierung. Asmussen zeigte sich überzeugt, dass das OMT-Programm einen bedeutenden Fortschritt im Vergleich zum vorherigen Wertpapiermarktprogramm darstelle.

Asmussen betonte ferner die Bereitschaft der EZB, eine aktive Rolle bei der europäischen Bankenregulierung zu spielen. Als Voraussetzung dafür forderte er die Trennung von unabhängiger Geldpolitik und einer von Parlamenten oder der Justiz kontrollierten Bankenregulierung. Er plädierte auch dafür, der EZB alle erforderlichen Instrumente an die Hand zu geben, damit sie diese neue Rolle effektiv und effizient wahrnehmen kann.

Nach der Fragerunde mit den Zuhörern beantwortete Asmussen Fragen der Medien. Er wurde gefragt, wie er auf die bevorstehende Entscheidung des deutschen Verfassungsgerichts und ein mögliches ESM-Verbot reagieren würde. Asmussen antwortete: „Wenn das passiert, werde ich in den Urlaub fahren.“

16.04.2012

Chongsoo Kim, President, Bank of Korea
“Out of the Great Recession: An EME's Perspective”

Redetext (PDF)
Slides (PDF)

Die Rede von Gouverneur Chongsoo Kim, dem Präsidenten der Bank von Korea, fand in der großartigen Umgebung des Casinos der Goethe-Universität statt. Der Abend begann mit einem Empfang, bei dem die geladenen Gäste zahlreiche koreanische Spezialitäten probieren konnten und klassische Musik von drei koreanischen Musikern hörten.

Nach einleitenden Worten von Vizepräsident Prof. Rainer Klump (Goethe-Universität), Prof. Luise Hölscher (Hessisches Ministerium der Finanzen), Dr. Lutz Raettig (Stadt Frankfurt) und Won-Jung Han (Generalkonsulat der Republik Korea) hielt Gouverneur Kim einen unterhaltsamen und interessanten Vortrag zum Thema „Out of the Great Recession: Eine EME-Perspektive“.

Gouverneur Kim zeigte sich besorgt über die alarmierenden Wachstumsaussichten in den Industrieländern und erinnerte an die Lehren aus der internationalen Wirtschaftskrise in den 1930er Jahren. Er machte die hohe Staatsverschuldung einiger europäischer Länder für das schleppende Wirtschaftswachstum verantwortlich. Er warnte auch vor drastischen Sparmaßnahmen, die die Rezession in Ländern wie Spanien und Italien nur noch verschlimmern könnten. Stattdessen sollten die Regierungen den Mut aufbringen, Strukturreformen durchzuführen, zum Beispiel auf den Arbeitsmärkten. Die Geldpolitik kann nur insoweit unterstützend wirken, als sie durch entsprechende Maßnahmen den Reformen Zeit verschafft, um umgesetzt zu werden.

Gouverneur Kim übte scharfe Kritik an der lockeren Geldpolitik der Europäischen Zentralbank und der Federal Reserve. Er widersprach EZB-Präsident Mario Draghi, der negative Auswirkungen der lockeren Geldpolitik der EZB auf die Schwellenländer bestritten hatte. Er betonte jedoch, dass die derzeitige Geldpolitik zu starken Divergenzen der Kapitalströme in die Schwellenländer und damit zu Wechselkursinstabilitäten führt. Darüber hinaus machte er das von den Zentralbanken bereitgestellte billige Geld zumindest teilweise für die höheren Preise an den Rohstoffmärkten verantwortlich. Gouverneur Kim rief die Zentralbanken der Industrieländer dazu auf, die Auswirkungen ihrer Politik auf die Schwellenländer zu berücksichtigen. Er sprach sich für die Einrichtung einer Institution aus, die sich mit der internationalen Koordinierung der Geldpolitik befasst.

Die Börsen-Zeitung fasste die Veranstaltung am nächsten Tag unter der Überschrift „Kim widerspricht Draghi“ mit dem Argument zusammen, Gouverneur Kim habe seinen europäischen Kollegen die Meinung gegeigt.