Hätte die EZB bereits 2021 frühzeitig das Anleihekaufprogramm beendet und über den Sommer 2021 die Zinsen zum ersten Mal erhöht, "dann wäre sie ein Jahr früher dran gewesen als jetzt - und hätte schon heute eine deutliche Wirkung der Geldpolitik auf die Inflation". Die EZB habe noch mehrere große Zinsschritte vor sich, ist Wieland überzeugt.
Die reale Verzinsung sei bei aktuell 0,75 % Einlagenzins und 9,9 % Inflation tief negativ und bleibe angesichts hoher Inflationserwartungen noch länger so. Er erwarte nicht, dass die Rezession das Inflationsproblem sozusagen von selbst löst. Die EZB-Inflationsprognose für 2024 hält Wieland für zu optimistisch.
Da Zinserhöhungen nach empirischen Schätzungen den maximalen Effekt auf die Inflationsrate nach vier bis sechs Quartalen entfalteten, sei es immer besser, möglichst frühzeitig auf zunehmende Inflationsrisiken zu reagieren. "Hätte die EZB die Zinswende im Sommer oder Herbst 2021 eingeleitet, hätte dies nun schon deutliche Auswirkungen", so Wieland.
Börsen-Zeitung: "Das stärkt nicht gerade das Vertrauen in die EZB" (€)