Der Blick auf die Kerninflation - ohne Lebensmittel und Energie -, die zuletzt bei 5,5 Prozent lag, zeige, dass sich die Inflation verbreitert habe. Bei gleichzeitigem Lohnauftrieb sei mit Zweit- und Drittrundeneffekten zu rechnen. "Die bisherigen Zinserhöhungen werden in jedem Fall bei weitem nicht ausreichen", sagte Wieland.
„Ich gehe davon aus, dass ein Zins von 4 bis 5 Prozent am Geldmarkt notwendig sein wird, um die Inflation nachhaltig unter Kontrolle zu bekommen", erläuterte Wieland im Gespräch mit der Bild-Zeitung.
Zudem wirke die hohe Bilanzsumme eher inflationär. Wieland zufolge sollte die EZB daher das Tempo beim Bilanzabbau deutlich erhöhen. "Nur so kann sie sich auch Spielraum für zukünftige Krisen verschaffen", so Wieland gegenüber der "Börsen-Zeitung§. Die Reinvestitionen unter dem Anleihekaufprogramm APP zu beenden sei ein richtiger Schritt. "Besonders ambitioniert ist das jedoch noch nicht", so Wieland. Die EZB sollte bald beginnen, die unter dem Corona-Notfallkaufprogramm PEPP erworbenen Anleihebestände abzuschmelzen."Schließlich gibt es angesichts der hohen Inflation keinen guten Grund, weiterhin so viele Anleihen zu halten". Vor allem die Unternehmensanleihe und andere private Wertpapiere könnte die EZB laut Wieland Einschätzung jetzt verkaufen.
Börsen-Zeitung: "Derzeit ist ganz sicher die größere Gefahr, zu wenig zu tun"
Bild: "Ist der Zins-Schock bald vorbei?"