Volker Wieland im Interview: "Die EZB muss den Fuß jetzt vom Gas nehmen" ("Börsen-Zeitung")

Prof. Volker Wieland hält die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) nicht für angemessen. Sie passe nicht zum aktuellen Wachstums- und Inflationsausblick, sagte er im Interview mit der "Börsen-Zeitung". Seiner Einschätzung nach sollte die EZB die Anleihekäufe "schrittweise zurückführen" und "noch in diesem Jahr beenden".

Im Vergleich zum früheren geldpolitischen Kurs "fällt die umfangreiche quantitative Lockerung seit 2014 aus dem Rahmen", sagte Wieland, auch mit Blick auf geldpolitische Regeln. "Wenn die Geldpolitik sogar noch expansiver ist, als es traditionelle Benchmarks wie die Taylor-Regel nahelegen, besteht sogar mehr Spielraum zu straffen".

Die Anleihekäufe reduzierten den Anreiz für Reformen, warnte Wieland. "Die EZB beschwert sich über mangelnden Reformeifer, während ihre Staatsanleihekäufe dieses Verhalten begünstigen". Nicht zu vernachlässigen seien auch die Gefahren für die Finanzstabilität. Enorme Zinsänderungsrisiken bauten sich in den Bankbilanzen auf. "Gegen die geldpolitische Lockerung würden straffere makroprudenzielle Maßnahmen nicht viel ausrichten", sagte Wieland weiter.

Die Eurozone ist nach Ansicht Wielands noch nicht aus der existenziellen Krise heraus. Strukturelle Probleme in den Krisenländern seien noch nicht gelöst. Doch dies bedeute nicht, "dass die Geldpolitik nicht angepasst werden darf".

Den Optimismus, der derzeit mit dem Machtwechsel in den USA verbunden ist, ist Wieland zufolge übertrieben. Doch aus konjunktureller Sicht benötige die USA kein großes Konjunkturprogramm. Nötig seien eher Maßnahmen, "die langfristig die Anreize und das Umfeld zum Wirtschaften verbessern".

Das vollständige Interview (frei für Abonnenten):
Börsen-Zeitung: "Die EZB muss den Fuß jetzt vom Gas nehmen"
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