Volker Wieland sieht große Risiken bei EZB-Geldpolitik (Tagesthemen, CNBC)

Professor Volker Wieland hat die Reaktion an den Finanzmärkten nach der Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) als überzogen bezeichnet. In einem Interview mit dem Fernsehsender CNBC sagte er, die Erwartungen seien übertrieben gewesen. In den ARD-Tagesthemen wies er auf die hohen Risiken der Geldpolitik der EZB hin, da Regierungen in der Eurozone keine Anreize hätten, ihre Schuldenstände zurückzufahren.

Die Währungshüter der EZB hatten zuvor entschieden, den Einlagenzins für Banken von minus 0,2 auf minus 0,3 Prozent zu setzen und das Anleihekaufprogramm bis zum März 2017 zu verlängern. An den Finanzmärkten war mit deutlicheren Lockerungsmaßnahmen gerechnet worden.

"Die Regierungen sollten die hohen Schuldenstände jetzt zurückfahren und konsolidieren", sagte er in den "Tagesthemen". Bei den derzeit günstigen Finanzierungskosten bestünde dazu jedoch kein Anreiz. Man weite die Schulden lieber aus. Im Gespräch mit dem Wirtschaftssender CNBC sagte Wieland, er sei von der Entscheidung des EZB-Rats nicht überrascht gewesen. Die Erwartungen an den Finanzmärkten im Vorfeld der Sitzung seien überzogen gewesen. Seiner Einschätzung nach hätte die EZB die Anleihekäufe jedoch eher bremsen sollen.

Video der ARD-Tagesthemen vom 03.12.15 (Beitrag beginnt bei 20.14 min)
Interview mit CNBC vom 04.12.15: "Case for more ECB easing overplayed: Wieland"
CNBC.com: "ECB vice-president: The markets got it wrong"