Volker Wieland sieht konzertierte Aktion zur Inflationsbekämpfung kritisch (Börsen-Zeitung)

Mit einer „konzertierten Aktion“ von Arbeitgebern und Gewerkschaften will Bundeskanzler Olaf Scholz die hohe Inflation bekämpfen. Nach Einschätzung von Prof. Volker Wieland „ist es gut, dass der Bundeskanzler die hohe Inflation auf dem Schirm hat“. Vor allem sei es aber Aufgabe der EZB, klare Schritte zu unternehmen und die Zinsen zu erhöhen, sagte er in einer Umfrage der Börsen-Zeitung. „Sie ist bereits jetzt zu spät dran“.

Eine Koordination auf höchster Arbeitgeber- und Gewerkschaftsebene mit Regierungsvertretern hält Wieland nicht für sehr sinnvoll. „Der Kanzler hat ja bereits an den Tarifpartnern vorbei eine dauerhafte Erhöhung des Mindestlohns um 22% in diesem Jahr durchgesetzt. Das ist deutlich mehr als der Inflationsausgleich und schafft verständlicherweise den Wunsch nach Anpassung bei denen, die mehr als den Mindestlohn verdienen, aber nun einen deutlichen geringeren Abstand dazu sehen.“

Die Regierung solle sich grundsätzlich aus den Lohnverhandlungen heraushalten und diese den Arbeitgebern und Gewerkschaften überlassen, fordert Wieland. Idealerweise sollten die Löhne dort mehr steigen, wo Arbeit knapp ist, und dort weniger, wo die Nachfrage nach Arbeitskräften geringer ausfällt“. Deshalb sei möglichst auf die Gegebenheiten in verschieden Sparten, Regionen und Betrieben zu achten. „In bestimmten Bereichen sind Reallohnverluste unvermeidbar. In anderen Bereichen sind Arbeitskräfte eben sehr knapp und die Unternehmen können die Preise an die Kunden weitergeben.“

Börsen-Zeitung: Das Konstrukt der konzertierten Aktion schadet mehr als es hilft