Worauf es bei der Inflationsbekämpfung jetzt ankommt (Münchner Merkur)

Im Kampf gegen die Inflation stand die Europäische Zentralbank (EZB) wegen ihrer zögerlichen Haltung lange in der Kritik. Jetzt hat sie endlich reagiert. Doch einfacher wird es angesichts einer drohenden Rezession für die Notenbank nicht. Worauf es bei der Inflationsbekämpfung jetzt ankommt, erläutert Volker Wieland in einem Gastbeitrag im "Münchner Merkur" und der "Frankfurter Neuen Presse".

In einem vielfach als historisch bezeichneten Zinsschritt hat die EZB im September die Zinsen so stark erhöht wie noch nie und alle drei Zinssätze um 75 Basispunkte angehoben. Nach Wielands Einschätzung ist die Inflation damit aber noch lange nicht unter Kontrolle.

"An Inflationsraten von zuletzt 7,9 Prozent in Deutschland kann sich hierzulande nur noch die ältere Generation erinnern, als infolge des Jom-Kippur Kriegs und Ölembargos die Inflation im Winter 1973 so hoch anstieg", erinnert Wieland. Er verweist darauf, dass die Geldpolitik der EZB trotz des Zinsschritts weiterhin sehr expansiv bleibe. "Die Realzinsen – also die Zinsen bereinigt um die Inflation – sind weiterhin tief negativ und stützen die gesamtwirtschaftliche Nachfrage".

Der EZB-Rat müsse sich einig werden, die Zinsen im Lauf der nächsten Monate Schritt für Schritt noch deutlich mehr anzuheben, fordert Wieland. "Aber wenn die Energiepreise einmal aufhören zu steigen, wird die Inflationsrate auf die Kerninflationsrate zurückfallen. Dann werden viele den „Erfolg“ erklären wollen, statt durchzuhalten, bis tatsächlich die Kerninflation wieder gesunken ist."

Angesichts steigender Energiepreise und einer drohenden Rezession wird die Lage noch schwieriger. "Aber die Rezession allein wird die Inflation nicht beenden", warnt Wieland.

Münchner Merkur: "Worauf es bei der Inflationsbekämpfung jetzt ankommt"