Klimawoche an der Goethe-Universität: Ein Preis für CO2 und Sustainable Finance - Wo geht die Reise hin?

Wie eine geeignete Klimapolitik aussehen könnte und welche Initiativen es dazu an den Finanzmärkten gibt, erläuterten Prof. Volker Wieland, IMFS, und Prof. Volker Brühl, CFS, in einem gemeinsamen Vortrag anlässlich der Klimawoche an der Goethe-Universität.

Um möglichst schnell Emissionen über verschiedene Branchen hinweg einzusparen, sei es ratsam, dort anzusetzen, wo es am ehesten geht, sagte Wieland. „Die am tiefsten hängenden Früchte zuerst zu ernten“ sei eine der Grundlagen des Sondergutachtens, das der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung zur Klimadebatte vorgelegt hat. Entscheidend sei es dabei, die Knappheit des Gutes über einen Preis für CO2 zu signalisieren. Da Deutschland global gesehen nur für einen kleinen Anteil der Kohlendioxidemissionen stehe, könne es zwar als Vorbild, aber nicht als Vorreiter agieren.

Der Sachverständigenrat rät daher zu einem umfassenden Emissionshandel, der spätestens bis zum Jahr 2030 in allen Mitgliedstaaten nicht nur wie bisher die Energiewirtschaft, die energieintensive Industrie und den innereuropäischen Luftverkehr umfasst, sondern auf die Sektoren Verkehr und Gebäude ausgeweitet wird. Doch selbst dies sei nicht ausreichend, um die Zielvorgaben des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. „Eine globale Koordination ist unverzichtbar, um Emissionen zu senken“, mahnte Wieland.

An den Finanzmärkten ist bereits Schwung in die Klimadebatte gekommen: Der Markt für nachhaltige Anleihen ist zuletzt rasant gewachsen. Doch momentan würden erst noch die Grundlagen geschaffen, damit Green Bonds ein deutlich größeres Volumen erreichen könnten, sagte Prof. Volker Brühl, Geschäftsführer des Center for Financial Studies. Noch fehle es an einer einheitlichen Taxonomie auf EU-Ebene, wann ein Finanzprodukt nach ökologischen und sozial nachhaltigen Kriterien als „green“ und „nachhaltig“ bezeichnet werden kann. Nur so lasse sich eine Irreführung vermeiden, wenn beispielsweise nur ein kleinerer Teil eines Fonds‘ wirklich „grün“ sei. Doch Brühl sieht noch weitere Hürden für die nachhaltige Finanzierung: „ESG-Anleihen bieten momentan keine besseren Finanzierungskonditionen als klassische Anleihen, daher sehen viele Treasurer davon ab“.

Auch Informationen zum gesamten CO2-Fußabdruck eines Unternehmens seien noch nicht in der Berichtspflicht oder im Nachhaltigkeitsberichten enthalten. Hier sieht Brühl auch eine Chance für den Finanzplatz Frankfurt, einen entsprechenden Index zu etablieren. Da sich in Deutschland noch immer 80 Prozent der Mittelständler über Bankkredite finanzierten, rät Brühl auch, „Green Loans“ nicht außer Acht zu lassen, bei denen die Kreditmarge abhängig von ESG-Rating eines Unternehmens ist. Denkbar sei dies allerdings nur bei guter Bonität. Einer Verpflichtung, „Green Bonds“ aufzulegen, steht Brühl jedoch ablehnend gegenüber: „Das funktioniert nicht in allen Sektoren und birgt die Gefahr von Greenwashing“.