Volker Wieland: "Es bleibt ein weiter Weg zur Preisstabilität" (Die Welt)

Vor einem verschärften Negativtrend in der Industrie hat Prof. Volker Wieland im Interview mit der WELT Gruppe gewarnt. Der Negativtrend dauere schon seit 2017 an, nun habe die Energiekrise die deutsche Wirtschaft tief getroffen.

"Mittelfristig ist davon auszugehen, dass insbesondere die energieintensive Industrie deutlich weniger in Deutschland investiert und Produktion massiv ins Ausland verlagert", so Wieland. Er forderte die Politik auf, den europäischen Emissionszertifikatehandel für Energie und Industrie auf Verkehr und Gebäude auszuweiten, um Emissionen EU-weit zu deckeln.

Den Höhepunkt der Inflation sieht Wieland in Europa noch nicht erreicht. Ob die Inflationsrate bei 10,6 oder 10,0 Prozent liege, mache keinen großen Unterschied. Seiner Einschätzung nach sind weitere Zinserhöhungen notwendig. Der Realzins sei immer noch negativ. "Die Zinsen müssten perspektivisch 2023 wieder deutlich über der Inflation liegen", sagte Wieland. Der Druck aus Frankreich und Italien, mit den Zinserhöhungen aufzuhören, sei zwar hoch. Doch "es ist wichtig, dass man da dagegenhält". Die Staaten seien auch bei weiteren Zinserhöhungen in der Lage, ihre Schulden zu tragen, sagte Wieland.

Die Welt: "Es bleibt ein weiter Weg zur Preisstabilität"