Volker Wieland kritisiert Verlängerung des Quantitative Easing ("Neue Zürcher Zeitung", "Welt am Sonntag")

Prof. Volker Wieland sieht die Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB), den Umfang ihres Kaufprogramms von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren zu senken, zwar als Schritt in die richtige Richtung. Die Geldpolitik ist jedoch seiner Einschätzung nach noch immer zu stark auf Lockerungskurs.

  Bei seiner Sitzung am 8. Dezember hatte der EZB-Rat beschlossen, das Kaufprogramm über den März 2017 hinaus bis zum Dezember 2017 zu verlängern, den Kaufumfang jedoch von 80 Milliarden Euro monatlich auf 60 Milliarden zu verringern. Wieland zufolge hätte die Inflationsentwicklung durchaus Raum gelassen, den Ausstieg aus der sehr expansiven Politik zumindest vorzubereiten. Die Preise der im Euro-Raum produzierten Güter stiegen seit etwa fünf Jahren jährlich um rund ein Prozent, bezogen auf den BIP-Deflator. "Es gebe also Inflation im Euro-Raum, sagt er, und darauf solle die Notenbank reagieren", berichtet die "Neue Zürcher Zeitung".

Auch der Verweis von EZB-Präsident Draghi auf die vorherrschende Unsicherheit und die anstehenden Wahlen beurteilt Wieland skeptisch. "Grundsätzlich sollte die Notenbank ihre Geldpolitik nicht am Wahlkalender orientieren", sagte er im Gespräch mit der "Welt am Sonntag". Zudem bewerte die EZB die Unsicherheiten und Risiken zu unsymmetrisch. "Während nicht näher beschriebene politische Risiken und Unsicherheit sehr hoch gehängt wurden, werden Risiken, die sich aus der anhaltenden Niedrigzinsphase für die Stabilität des Bankensystems ergeben, sehr gering eingeschätzt oder ganz ausgeschlossen", sagte er weiter.

Neue Zürcher Zeitung: "Die EZB lässt die Notenpresse laufen"
Welt am Sonntag: "Mario Draghis politische Spitzen / Draghi macht mehr Schulden - auch wegen der Wahlen"