Volker Wieland: Weltwirtschaft zwischen Skylla und Charybdis (Handelsblatt)

Warum wir in der Falle von Hochinflation und Bankenbeben stecken und wie wir uns daraus befreien können, analysiert Volker Wieland in einem Gastbeitrag im "Handelsblatt".

Wie einst Odysseus gleichzeitig von den beiden Ungeheuern Skylla und Charybdis bedroht war, sieht Wieland die wichtigsten Notenbanker derzeit gefordert, dem Sog der Inflation zu entkommen, ohne eine Bankenkrise auszulösen. Die hektische Notfusion der Credit Suisse mit dem Schweizer Rivalen UBS habe gezeigt, wie fragil die Situation im Bankensektor derzeit ist, so Wieland. Der schnelle Zinsanstieg seit dem vergangenen Sommer macht den Banken schwer zu schaffen.

Dies sei jedoch absehbar gewesen, mahnt Wieland: "Leider sind die Notenbanken den Empfehlungen vieler Experten nicht gefolgt, Leitzinsen eher früh, dafür aber langsam anzuheben." Stattdessen habe die Finanz- und Geldpolitik auf das nach der 2007 ausgebrochenen Weltfinanzkrise geschaffene Geflecht aus neuen Institutionen und strengeren Regelwerken. Ob dies ausreicht, werde man sehen. "Klar ist: Gestresste Banken schränken ihre Kreditvergabe ein." Sollte es doch zu einer ausgewachsenen Bankenkrise kommen, werden die Notenbanken die Zinserhöhungen nicht fortsetzen beziehungsweise die Erhöhungen zum Teil wieder zurücknehmen.

Für die Zukunft empfiehlt Wieland Folgendes. "Eigenkapital- und Liquiditätsanforderungen an die Banken müssen noch deutlich erhöht werden, wenn man staatliche Eingriffe zulasten der Steuerzahler vermeiden und Notenbanken ausreichend Spielraum zur Inflationsbekämpfung verschaffen will. Und beim nächsten Mal muss die Geldpolitik das Finanzsystem früher, aber langsamer an ein höheres Zinsniveau gewöhnen."

Handelsblatt: "Weltwirtschaft zwischen Skylla und Charybdis"