Welcher Zinsregel folgt die EZB? (FAZ)

Zinsregeln wie die sogenannte Taylor-Regel ermöglichen Notenbanken eine leichtere Orientierung ihrer Geldpolitik. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat sich jüngst auf die Zinsregel des Ökonomen und IMFS Research Fellow Athanasios Orphanides bezogen. Nach Ansicht von Volker Wieland hat sich die EZB in der Anwendung jedoch nicht konsistent verhalten, wie er in einem Gespräch mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" erläuterte.

Diese Zinsänderungsregel besagt, dass der Leitzins angehoben werden sollte, wenn die prognostizierte Zinsentwicklung über dem Zielwert und die Wachstumsprognose über dem Potentialwachstum liegt und umgekehrt. Gemeinsam haben Orphanides und Wieland die Zinsregel auf den Euroraum angewandt.

Wieland zufolge bildet die Zinsregel jedoch nur den Zinspfad der EZB bis zum Jahr 2014 ab. Mit ihrer quantitativen Lockerung seit 2014 sei die EZB nach unten von dem vorgegebenen Zinspfad der Regel abgewichen, kritisierte er. Seiner Einschätzung nach war die Zinspolitik der EZB zu locker. Hilfreich für die EZB wäre nach Ansicht von Wieland auch die Taylor-Regel gewesen. Die bekannteste geldpolitische Regel geht zurück auf den Ökonomen John B. Taylor, der 1993 mit der Formel die Zinspolitik der amerikanischen Notenbank Fed zwischen 1988 und 1993 beschrieb. "Die Taylor-Regel hat vor der Krise ein klares Signal geliefert, dass die Sache nicht in Ordnung war", sagte Wieland im Gespräch mit der FAZ.

FAZ: "Welcher Zinsregel folgt die EZB?"

Orphanides, Athanasios and Volker Wieland (2013): Complexity and Monetary Policy,International Journal of Central Banking, vol. 9, pp. 167-203 (PDF)