"Bald könnten auch die Löhne zum Inflationstreiber werden" - Volker Wieland im Interview mit der Wirtschaftswoche

Sollte die Europäische Zentralbank (EZB) dem Beispiel der amerikanischen Notenbank Fed folgen und schon in diesem Jahr die Zinswende einleiten? Wie groß ist die Gefahr einer sich selbst verstärkenden Lohn-Preis-Spirale? Und lässt sich die heutige Situation mit der Lohn-Preis-Spirale der Siebzigerjahre vergleichen? Ausführliche Einschätzungen gibt Prof. Volker Wieland im Interview mit der "Wirtschaftswoche".

Bisher habe die Europäische Zentralbank (EZB stets kommuniziert, die Teuerungsrate werde 2022 unter der Zielmarke von zwei Prozent liegen, sagte Wieland. Jetzt geht man in Frankfurt von 3,2 Prozent aus. Eine derart starke Revision hat es Wieland zufolge in der Geschichte der EZB noch nie gegeben. Das sei bemerkenswert. "Allerdings ist ebenso bemerkenswert, dass die EZB trotzdem ihre expansive Geldpolitik fortzuführen gedenkt und noch bis Ende 2022 netto Staatsanleihen zukaufen will." Laut Wieland eine erstaunliche Reaktion, wenn man gerade die eigene Inflationsprognose derart massiv angehoben hat.

Im laufenden Jahr sieht er in Deutschland und Europa gleichermaßen ein steigendes Risiko, dass bald auch die Löhne zum Inflationstreiber werden.  Er rechnet damit, dass in Deutschland vielleicht schon in der zweiten Jahreshälfte 2022, aber spätestens 2023 mit deutlich mehr Lohndruck zu rechnen sei. Ursache dafür sei allerdings die Geldpolitik.

Wirtschaftswoche: "Bald könnten auch die Löhne zum Inflationstreiber werden"