Volker Wieland: "Das Risiko, dass die EZB die Zinsen zu spät senkt, halte ich nicht für groß" (Börsen-Zeitung)

Nach Einschätzung von Prof. Volker Wieland sollte die Europäische Zentralbank (EZB) noch von einer Zinssenkung absehen. Im Gespräch mit der "Börsen-Zeitung" verweist er auf die Kernrate der Inflationsentwicklung sowie auf die inländische Inflation. Sie zeige, "wie persistent die Teuerung noch ist". Bei Marktzinsen von knapp unter 4% sei die Geldpolitik derzeit nicht besonders restriktiv.

Eine mögliche Rezession in Deutschland in diesem Jahr sei nicht der EZB anzulasten, so Wieland. Aus seiner Sicht ist dies auf eine zunehmende Bürokratie und eine zu hohe Steuerbelastung für Unternehmen zurückzuführen. "Es fehlt eine angebotsorientierte Politik, die die Wettbewerbsfähigkeit deutlich verbessert." Die Kernenergie abzuschalten ohne über ausreichende Alternativen zur Verfügung zu haben sieht er als Fehler.

In der Klimapolitik ist Wieland skeptisch, was die Rolle der EZB angeht. "Ihren Einfluss auf die Emissionen des Euroraums halte ich jedoch für sehr gering." Die Instrumente der CO2-Steuer und des Emissionshandels seien wesentlich effektiver als etwa die Politik bei den Anleihekäufen der EZB.

Börsen-Zeitung: "Das Risiko, dass die EZB die Zinsen zu spät senkt, halte ich nicht für groß"