Volker Wieland: "Man kann auch zweistellige Inflationsraten nicht ausschließen" (FAZ, Handelsblatt)

Als Folge des Anstiegs der Energiepreise und des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine rechnet der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (SVR) in seiner Konjunkturprognose im laufenden Jahr mit einer Inflationsrate in Deutschland von 6,1 Prozent. Sogar zweistellige Inflationsraten seien nicht auszuschließen, sagte Prof. Volker Wieland im Interview mit der FAZ. Im Gespräch mit dem "Handelsblatt" mahnte er, sich dringend auf einen Lieferstopp russischer Energie vorzubereiten.

Die Entwicklung der Inflationsraten in den kommenden Monaten, "hängt natürlich davon ab, ob der Krieg länger andauert oder ausgeweitet wird und ob die Öl- und Gaspreise noch weiter ansteigen und höher bleiben".

Deutschland sollte sich nun dringend auf die Gefahr eines Lieferstopps vorbereiten. Ein Lieferstopp wie ein eigenes Embargo seien zwar zu verkraften. "Aufgrund der hohen Abhängigkeit von russischer Erdgas-, Erdöl- und Steinkohlelieferungen würde Deutschland aber in eine tiefe Rezession stürzen." Eine sogenannte technische Rezession, also zwei Quartale mit sinkender Wirtschaftsleistung, sei schon diesen Winter eingetreten. Für dieses Jahr rechnet der SVR nun mit einem Wirtschaftswachstum von 1,8 Prozent. Im Dezember war der Rat noch von einem Wachstum von 4,6 Prozent ausgegangen.

Laut Konjunkturprognose ist im kommenden Jahr eine Inflation von 3,4 Prozent möglich. "Unserer Hoffnung, dass die Inflation nächstes Jahr zurückgeht, hängt sehr stark an einer Reaktion der EZB", sagte Wieland weiter. Die Notenbank habe sich zwar im März den Freiraum geschaffen, die Zinsen früher anzuheben als bislang erwartet. "Ich persönlich wäre aber dafür, schneller vorzugehen und die Zinsen zügig zu erhöhen."

FAZ: Volker Wieland: "Jetzt kann man auch zweistellige Inflationsraten nicht ausschließen" (€)
Handelsblatt: Volker Wieland: "Es könnte deutlich schlimmer kommen" (€)