Volker Wieland sieht keinen Bedarf an weiteren TLTRO-Krediten (OMFIF-Podcast)

Im gegenwärtigen konjunkturellen Umfeld ist der Kurs der Europäischen Zentralbank (EZB) Volker Wieland zufolge nicht angemessen. "Es ist höchste Zeit für eine Anpasung und weitere Straffung der Geldpolitik", sagte er im Gespräch mit dem britischen Thinktank Official Monetary and Financial Institutions Forum (OMFIF). Er sehe weder einen Bedarf für eine weiterhin expansive Geldpolitik noch für neue TLTRO-Kredite.

Auch wenn die jüngsten Konjunkturdaten auf eine Eintrübung hindeuteten, müsse sich die EZB doch das Gesamtbild vor Augen halten. So hätte teilweise das Wachstum wie in Deutschland über Potenzial gelegen. Daher sehe er keinen Anlass, wieder einen expansiveren Kurs einzuschlagen, sagte Wieland weiter. "Da der EZB-Rat keine eigene Prognose veröffentlicht, wissen wir nicht genau, was die Ratsmitglieder erwarten", kritisierte er und forderte mehr Transparenz auf Seiten der EZB.

Internationale Handelsrisiken oder ein sich abzeichnender harter Brexit dämpfen zwar Wieland zufolge das Vertrauen. Seiner Einschätzung nach sind die Banken im Euroraum jedoch nicht auf zusätzliche Kredite der EZB angewiesen. "Ich sehe keinen Grund, neue TLTRO auszugeben", sagte er. Die forderungen kämen vorwiegend von italienischen Banken, die unter hausgemachten Problemem litten. Um dort anzusetzen, stünden jedoch andere Instrumente bereit. Angebracht sei es stattdessen, strengere Regeln einzuführen und die Staatsanleihen mit Eigenkapital zu unterlegen.

Den drohenden Brexit betrachtet Wieland zwar mit Sorge. Von EZB-Seite sei jedoch entscheidend, wie sich die Banken darauf vorbereiteten. Bei den anstehenden personellen Veränderungen im EZB-Direktorium machte sich Wieland dafür stark, nur Ökonomen als Kandidaten in Betracht zu ziehen. Hilfreich wäre es aus seiner Sicht zudem, wenn der Nachfolger von EZB-Präsident Draghi bereits Mitglied im EZB-Rat wäre. "In Anbetracht aller Argumente ist Jens Weidmann ein starker Kandidat", sagte Wieland.

OMFIF Podcast: Volker Wieland - ahead of the ECB