"Zu wenig zu spät" - Volker Wieland zur Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank in einer Umfrage der Börsen-Zeitung

In einer Umfrage der Börsen-Zeitung zur angekündigten Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) kritisiert Prof. Volker Wieland: "Es ist zu wenig zu spät." Seiner Einschätzung nach hätte die EZB mit zunehmender Inflation bereits 2021 die Finanzmärkte auf eine Straffung vorbereiten und die Anleihekaufprogramme beenden sollen. "Nun wird es schwierig, mit zunehmenden Rezessionssorgen die raschen Zinserhöhungen zu liefern, die der Markt zu Recht erwartet", mahnt Wieland.

Aktuell seien die kurz-, mittel- und langfristigen Inflationserwartungen bereits deutlich gestiegen. Wieland zufolge nimmt das Risiko zu, dass die Inflation längerfristig deutlich über dem EZB-Ziel liegt.

Die Gefahr einer neuen Euro-Schuldenkrise sieht Wieland derzeit nicht. Selbst bei höheren Zinsen hätten Staaten wie Italien, Spanien oder Frankreich ausreichend Zeit umzusteuern, bevor die Zinsausgaben deutlich steigen. Der ESM und das OMT-Programm der EZB seien ein guter Krisenschutz, sagte Wieland.

Börsen-Zeitung. "Was Top-Ökonomen Lagarde & Co. raten" (€)